Hier finden Sie folgende Artikel und Vorträge:

Was ist Biodynamische Psychotherapie?
Biodynamische Homöopathie (Ringvorlesung)
Kollektives Bewusstsein und das Phänomen der Vorfeldprüfung
Das Wunder der Verreibung

Bitte beachten: Die Arzneimittelbeschreibungen in den Artikeln und Vorträgen dienen dem wissenschaftlichen Austausch unter Homöopathen und nicht der Selbstmedikation.


 

Was ist Biodynamische Psychotherapie?

Vortrag über Biodynamische Psychotherapie am 21.3.2004 in Cham für die 3. Atem – Tage (aktualisiert am 13.2.2006)

Von der Lust am Heilen

„Von der Lust am Heilen“ heißt ein Buch über Biodynamische Psychotherapie, das zwei Journalisten (C. Leudesdorff, Ch. Santer) in enger Zusammenarbeit mit Gerda Boyesen geschrieben haben. In den letzten 18 Jahren war ich Schülerin von Gerda Boyesen. Da ist eine große Dankbarkeit in mir, für diese wundervolle Frau, die durch unermüdliches Arbeiten ihre Methoden der Körperarbeit und Spiritualität in die Welt der Psychotherapeuten gebracht hat und seit 1968 maßgeblich an den Veränderungen in der „Therapieszene„ der Psychotherapie weltweit beteiligt war. Sie starb am 29.12.2005 in den Armen ihrer Tochter Ebba.

Das oberste Gebot – oder nennen wir es das erste Gesetz in der Biodynamik – ist die Liebe. Gerdas Einstellung in Bezug auf das Verhältnis zwischen Klient und Therapeut ist aus der Sicht einer guten Mutter leicht zu verstehen. Sie hat sich an der Natur orientiert und beobachtet, wie Tiere ihre Jungen aufziehen. Die Tiermutter erfüllt instinktiv die Bedürfnisse ihrer Babys, ist fürsorglich, aufmerksam, unterstützend und liebevoll bis das Kind seinen eigenen Weg gehen kann. So hingegeben wie eine gute, noch mit ihrer Instinktnatur verbundene Mutter, war auch Gerda in ihrer Arbeit mit Schülern und Klienten. Selbst im hohen Alter spürte sie Anteil nehmend und mit Neugier das erlittene Leid anderer Menschen auf. Voller Liebe, Toleranz und Mitgefühl für die Schwächen der anderen war sie immer auf der Seite des Klienten. Es war ihr ein großes Anliegen, den Menschen in seinem Sosein mit Akzeptanz zu begleiten. Sie stellte einen energetischen Raum zur Verfügung, in dem die verwundete Seele sich entfalten und in archaische, ozeanische Tiefen und transpersonale Bereiche eindringen konnte.
Ihre Schüler lernten, für jede therapeutische Situation absichtslos das richtige Werkzeug zu haben, um den Lebensprozess zu begleiten. Werkzeuge bietet die Biodynamik in einer großen, lebendigen und kreativen Vielfalt. „Sitz vergnügt“, war ein Satz, den die Therapeuten in Gerdas Ausbildungswochen oft hörten, wenn die Klienten durch tiefe, schmerzvolle Prozesse gingen.
Jede Therapie muss Spaß machen, sagte Gerda Boyesen oft im Unterricht! Klient und Therapeut müssen sich gut fühlen, sonst ist die Arbeit nicht gut.

Was verstehen wir unter Biodynamik und warum hat Gerda für ihre Arbeit ausgerechnet diesen Begriff gewählt?
Bios = das Leben. Das ist einfach, aber was bedeutet der Begriff Dynamik?
Nehmen wir die Musik zur Hilfe. Hier bedeutet Dynamik, die Spannung zwischen dem leisesten Ton und dem lautesten Ton.
Auf das Leben ( Bios ) übertragen bedeutet dieses: sich der Spannweite des Daseins ganz auszuliefern! Den meisten Menschen macht das große Angst, sie halten sich lieber an den gewohnten Sicherheiten fest und leben somit in ihre Lebenslüge, aus der Angst heraus, dem Lebensfluss zu folgen. Sie suchen nach dem Vergnügen und verdrängen unangenehme Gefühle, weichen den Herausforderungen des Lebens aus. Bis das Leben dann mit Schicksalsschlägen oder Krankheit zum Aufwachen ruft. Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist meine Lebensaufgabe?
Wie tief kann ich auf der emotionalen Ebene Freude und Schmerz fühlen, wie groß ist meine Empfindungsfähigkeit in Liebe und Leid, in Glück und Unglück, in Freude, Sinnlichkeit, Lust und Trauer? Wie weit bin ich bereit, in Gemeinschaft zu leben? Habe ich die Einsamkeit, das Alleinstehen in meinem Leben und somit das Erwachen, sprich „Erwachsen werden“ integriert? Kann es sein, das ich in vielen Lebenssituationen immer noch aus dem verletzten, alleingelassenen Kind heraus reagiere? Meine ungezügelten Gefühle lieblos an anderen Menschen auslassen werde?
Die meisten Menschen leben im Mittelmaß, sie wagen es nicht, die neurotische Schicht der Anpassung zu verlassen. Wenn wir aber die Liebe in ihrer ganzen Tiefe und Schönheit in unser Leben hineinlassen möchten, dann müssen wir auch dem Schmerz die Tür ganz öffnen. Angst hindert uns daran, ein intensives Leben zu führen. Wir könnten etwas von unseren scheinbaren Sicherheiten verlieren.

Die Rolle des Therapeuten in der Biodynamischen Psychotherapie ist es, den Klienten durch seine Neurose hindurch zu seiner eigenen inneren Sicherheit zu führen. Ihm einen energetischen Raum zu öffnen, in dem er sich selbst entdecken kann, und zu seiner ihm angeborenen spirituellen Führung zurückfindet.
Die Aufgabe des Therapeuten ist es, den „Schlüssel“ in jedem Prozess zu suchen, damit das Leben in seiner ganzen Dynamik Platz hat und die Persönlichkeit sich mit ihrer ganzen Schönheit entfalten kann.

Wie sieht eine Biodynamische Psychotherapie aus?

In meiner Praxis als Homöopathin haben mich die Menschen meist wegen körperlichen Krankheiten aufgesucht. Das bedeutet, dass viele emotionale Prozesse im Körper schlummern und über die körperliche Symptomatik sprechen. Dass diese kranken Menschen schon durch viele Zustände von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und Depression gegangen sind, ist offensichtlich. Meist sind es frühkindliche Traumata, die sich hinter Krankheiten verstecken. Der Körper rebelliert, weil diese Altlasten die Lebenslust behindern. Natürlich können auch Situationen wie Trennungen, Verlust des Lebenspartners oder andere Krisen in Krankheit führen.

Nehmen wir das Beispiel einer 45jährigen, erfolgreichen Ärztin, die wegen ihrer Adipositas und Hautekzemen in meine Praxis kam. Über ihre Depressionen sprach sie damals nicht, sie waren ihr aber deutlich anzusehen. Die ersten Stunden sind vorwiegend im Gespräch abgelaufen, das ist die erste Säule in der Biodynamischen Psychotherapie und den Grundsätzen der Psychoanalyse angelehnt. In dieser Phase gewinnt der Patient Vertrauen, weil er sich verstanden und aufgehoben, ernst genommen und geliebt fühlt.
Die zweite Säule ist dann die biodynamische Massage. Das Bemühen hier zielt darauf ab, den Muskel- oder Charakterpanzer aufzulösen. Alle unerledigten Gefühle, die noch im Körper als Stressreste abgelagert sind, werden durchgearbeitet!
Der Schreckreflex ist leicht zu erklären. Wenn ein Kind durch ein lautes Geräusch, wie zum Beispiel das Knallen einer Tür oder das ärgerliche Schreien der Erwachsenen, zusammenzuckt, verkrampfen sich alle Muskeln. Es beginnt zu weinen, weil es verunsichert ist. Trost und liebevolle Zuwendung der Erwachsenen lösen dann die Verkrampfungen wieder auf, der Körper entspannt sich. Wenn aber diese Störungen in schneller Abfolge stattfinden, oder Mutter und Vater nicht trösten können, werden die Muskelverkrampfungen durch den Schreckreflex chronisch und führen zu körperlicher Krankheit.
Schmerz ist immer der Schrei des Gewebes nach fließender Energie. Die Massage ist wie ein tiefer Reinigungsprozess bei dem wir immer auf die Atmung und die Bewegung des Zwerchfells achten. Das Zwerchfell ist das Tor zum Unbewußten, das heißt, wenn wir Reste des Schreckreflexes aus dem Körper heraus massieren, sollen die verdrängten Gefühle lebendig werden, was an der Veränderung der Atemtiefe zu erkennen ist. Das „Flattern„ des Zwerchfells gibt Auskunft über den Beginn der aufsteigenden, verdrängten Gefühle. Hier beginnt die dritte Säule der Biodynamischen Arbeit, die Vegetotherapie (abgeleitet von vegetativem Nervensystem).
Die verdrängten Gefühle steigen mit einer geballten Ladung auf und entladen sich in einer Katharsis von regressiven Körperbewegungen, die die Muskeln entspannen. Weinen, Schreien, Schlagen und was immer der Körper noch entladen möchte. All das, was das Kind nie ausdrücken konnte oder durfte, hat jetzt in einer Atmosphäre von Liebe und Geborgenheit Raum. Ich bin stummer Zeuge: für die erlittenen Grausamkeiten, gute Mutter oder tröstender Vater, wenn die Energie wieder absteigt und das sanfte Schmelzen beginnt. Jede Stunde muss ein Happy End haben. Was einfach bedeutet, die Phase der Harmonisierung muss mindesten so lange dauern, wie die Phase der Aufladung von unterdrückten Gefühlen.
Das kann durch Gehalten werden, Massage oder Psychoperistaltik mit dem Biodynamischen Stethoskop geschehen. Die Psychoperistaltik filtert und reinigt die Resteffekte von Biodynamischen Prozessen aus. Ein tiefes Gefühl von Frieden und innerer Glückseligkeit macht sich breit. Aus diesem Gefühl heraus kann das Schicksal versöhnlich angenommen werden, die Liebe zu den Eltern oder dem „Täter„ kann wieder erwachen.
In der Vegetotherapie geht es vor allem um die vegetative Entladung. Es braucht Zeit und vor allem Vertrauen in den Therapeuten, damit diese Prozesse geschehen können. Nur wenn der Therapeut das „Land der unbewußten Gefühle„ kennt, kann er auch seinen Patienten dorthin begleiten.
“Schlüsselsuche“ nennen wir eine der wichtigsten Techniken, um diesen Prozess in die richtige Richtung und eine entsprechende Tiefe zu führen. Der begleitende Therapeut reagiert immer nur auf den Stimulus, der vom Patienten kommt.
Kurze Aufforderungen wie “lass es„ oder „tu es„ sind Aufforderungen an das Unbewußte und zeigen sofort einen vertieften Atem. Die Stimme des Therapeuten ist dieser Situation angepasst, denn der innere Widerstand, mit dem verletzte Menschen ihre schmerzhaftesten Wunden schützen, ist nie frontal zu konfrontieren. Damit wird er nur größer. Meine Aufgabe ist den Sinn des Widerstandes zu verstehen, mich an ihn heran zu pirschen oder ihn zu „verführen“.
Wenn wir eine Therapie als gelungen betrachten, dann hat sich die Primärpersönlichkeit unseres Klienten wieder Raum verschafft, und dem Leben ist nicht nur Gesundheit, sondern auch Freude und Glück zurückgegeben.

Gerda Boyesen legt besonders viel Wert auf die spirituellen Aspekte ihrer Arbeit. Heilung bedeutet für sie, den Menschen zurück zu führen in seine Verbindung mit den kosmischen Strömen, den kosmischen Energien. Ein Biodynamiker will den kranken Menschen wieder in Kontakt bringen mit der unbändigen Kraft des Lebens, damit er angstfrei und voller Kraft jeden Tag genießen und seinen Weg gehen kann.
Der Biodynamische Therapeut ist wie ein Führer zur Einweihung in die unbewußten Tiefen unserer Seele. Der lebendige Kern eines Menschen, den wir als Primärpersönlichkeit bezeichnen, kann sich in dem energetischen Feld, das der Therapeut durch seine eigene innere Entwicklung bereitstellen kann, entwickeln. Der Schutzwall, aufgebaut, um sich vor unwillkommenen Emotionen zu schützen, verschwindet langsam und die Sehnsucht nach Verwirklichung, die tief in jeder menschlichen Seele gespeichert ist, wird nun wieder lebendig. Er oder sie mussten diesen Panzer aufbauen, weil für diese unwillkommenen Gefühle bestraft wurde! Diese Altlasten sitzen als Muskelspannung im Körper und verhindern die Lust am Leben. Zum Beispiel, das Gefühl des Ausgeschlossenseins wird gerne durch Arroganz maskiert. Hinter der Angst verbirgt sich oft Wut oder einfach nur Lust oder Trauer.

Die Wiederentdeckung des Lebenspotenzials führt automatisch dazu, dass der Mensch sein Liebespotenzial erkennt. Während einer Körpertherapie entsteht meist auch eine Öffnung in spirituelle Bereiche, die Anbindung an das, wo wir herkommen kehrt zurück.
Ziel der Therapie ist es, den Klienten unabhängig zu machen vom Therapeuten. Durch die Neurose hindurch soll der Klient zu seiner eigenen, inneren Sicherheit und seiner angeborenen spirituellen Führung zurückfinden.

Im Bereich der Psychotherapie gibt es viele gute Techniken und Methoden, immer ist es aber die Persönlichkeit des Therapeuten und seine Menschlichkeit und Liebe, die eine Therapie erfolgreich sein lässt.
Methoden sind als Methoden nicht genug.

Mit Gerdas Worten von der Lust am Heilen habe ich begonnen und mit ihnen schließe ich:

„Jeder Mensch für sich ist eine Kostbarkeit und ein Wunder, es ist ein besonderes Privileg, eine Arbeit zu haben, bei der man diesem Wunder zu seinem vollen Ausdruck verhelfen kann.“

Literatur:

– „Von der Lust am Heilen“, Gerda Boyesen, C. Leudesdorff, Ch.Santner; Kösel Verlag
– „Über den Körper die Seele heilen“, Gerda Boyesen, Kösel Verlag
– Studienmaterial und Stethoskope bei Frank Zimmer, email@fraozi.de


 

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Biodynamische Homöopathie

Ringvorlesung 07.03.1998 in der Schule der Homöopathie, Hamburg

Man sieht nur mit dem Herzen gut.
(Antoine de Saint-Exupery)

Die Verbindung zwischen klassischer Homöopathie und Biodynamischer Psychotherapie ermöglicht eine ganzheitliche Wahrnehmung des Patienten. Körpersprache, Träume, Symbole, Analogien, das Lebensmuster und die Zufälligkeiten des Alltags helfen, die zentrale „Wahnidee“ zu entdecken.

Homöopathie ist eine Heilkunst. Also sind wir gefordert, mit der uns eigenen Kreativität, Inspiration, Intuition und Liebe das Werk Hahnemanns weiter zu führen. Echte Heilkünstler sollen wir sein. Das ursprüngliche Thema der Ringvorlesung lautete „Unterschiedliche Methoden der Fallanalyse„, jetzt umgewandelt in „Kontroverse Methoden der homöopathischen Behandlung“. Warum gibt es so viele unterschiedliche Möglichkeiten der Fallanalyse? Alle scheinen erfolgreich zu sein! Aus homöopathischer Sicht einfach zu verstehen: Wir arbeiten mit geist­artigen Substanzen an der individuellen Persönlichkeit des Menschen. Der Geist ist nicht sichtbar, entmaterialisiert – wie ein Arzneimittel, das wir verrieben haben. Auch die Behandler sind durch ihren individuellen Geist und Charakter geprägt. Metalle, Minerale, Tiere, Pflanzen, Drug Remedies, Nosoden und Säuren ziehen sich durch die Persönlichkeits­porträts aller homöopathischen Behandler. Das prägt ihre Art zu denken und zu behandeln. Ähnliche Energien ziehen sich an. Das heißt, jeder Behandler zieht die Patienten an, die zu ihm passen. Aus diesem Grund stimmt für jeden Therapeuten seine Methodik der Fallanalyse. Da, wo für ein „Mineral“ Struktur und Ordnung herrschen muss, zählt für eine „Pflanze“ instink­tives Verstehen und gefühlsmäßige Wahr­nehmung. Homöopathen sind ein streit­bares Volk. Schon Hahnemann hatte immer Ärger mit den Kollegen. Das Ziel dieser Ringvorlesung ist es, mehr Verständnis und Toleranz füreinander zu entwickeln und einen echten Austausch von Wissen zu ermöglichen. Die Geburts­stunde der Homöopathie, wie wir sie heute kennen und ausüben, war durch China officinalis geprägt. Ein sehr reizbares und empfindliches Arzneimittel. Dieser immergrüne, über Jahrhunderte gequälte Baum, zart wie eine Birke, steht meist allein. Die Rinde wurde entfernt, gefoltert und ausgebeutet bleibt der Baum zurück, als das Wahrzeichen unserer Heilkunst.
Ich werde heute über Wahrnehmung sprechen. Zuerst die kleine Geschichte des chinesischen Weisen.

Der chinesische Weise
Ein chinesischer Weiser führte einmal vor den Augen seiner Schüler vier Blinde zu einem Elefanten. Den ersten führte er zum Rüssel, den zweiten zu den Beinen, den dritten zum Bauch und den vierten zum Schwanz des Tieres. Sie sollten das Tier betasten und daraufhin beschreiben.
„Ein Elefant“, sagte der erste, nachdem er den Rüssel sorgsam betastet hatte, „ein Elefant ist ein langes, weiches, bewegliches Rohr, so dick wie mein Oberarm.“
„Unsinn“, sagte der zweite, „ein Elefant ist viel dicker; etwa wie ein Baum, den ich mit beiden Armen gerade noch umfassen kann.“
„Ein Baum?“ sagte der dritte, der am Bauch des Elefanten stand, „eine Tonne, so groß, dass ich mit ausgestreckten Armen noch nicht einmal ihren halben Umfang ermessen kann.“
„Ihr irrt alle“, sagte der vierte, „ein Elefant ist vielmehr wie ein kurzer, biegsamer Stock, an dessen Ende ein Büschel Reisstroh befestigt ist.“ Der Weise lächelte – die Schüler schwiegen (Quelle unbekannt).

Wir ignorieren, was wir nicht kennen, wir übersehen, was uns unbekannt ist.

Alle scheinbaren Zufälligkeiten bei der Behandlung des Patienten beziehe ich mit ein. „Zufall“ ist nur der Name für ein unbekanntes Gesetz. Es ist einzig die Frage von Bewusstheit, was ich wahrnehme. Presst der Patient/die Patientin schon bei der ersten Frage die Lippen fest zusammen, weiß ich, dass ich nicht die wirkliche Geschichte hören werde. Also lehne ich mich entspannt zurück und suche nach einer anderen Möglichkeit das Thema des benötigten Heilmittels zu ergründen.
Auch die Atmosphäre, die ein Patient mitbringt, spielt eine große Rolle. Atmo­sphäre können wir fühlen. Und somit bin ich gefordert zu fragen: Wie fühle ich mich, wenn ein Patient – egal welchen Alters – zur Tür hereinkommt? Betritt ein Wesen den Raum, erfüllt es ihn mit Atmosphäre. Schreien, Husten, Räus­pern, Seufzen – all das sind Möglichkeiten, eine Atmosphäre entstehen zu lassen. Wenn wir unser Bewusstsein auf dieses Phänomen lenken, können wir es erschließen. Wie ist es jetzt? In diesem Moment? Mit Hilfe eines Heilmittels möchte ich jetzt die Atmosphäre in diesem Raum verändern.
Lassen Sie uns zehn Minuten ganz still werden. Ich möchte in dieser Zeit das mitgebrachte Heilmittel von einigen Teilnehmern verreiben lassen, damit das Wesen, die geistartige Substanz mit uns Kontakt macht und uns bei der Ausbildung unserer Wahrnehmungsfähigkeit hilft.
Unsere Heilmittel arbeiten mit uns zusammen, nicht gegen uns. Wenn wir die Homöo­pathie lieben, wird sie uns lieben und mit liebevoller Unterstützung bei allem, was wir in unserer Arbeit tun, zur Seite stehen.
Nach der Verreibung werde ich ein Lied spielen, das der Schwingungsfrequenz des Heilmittels entspricht. Musik, Gedichte, Märchen, Geschichten, Filme und Bilder besitzen ein intensives Schwingungsfeld und können ebenfalls zur Heilung mit eingesetzt werden. Jeder Künstler versucht seine persönlichen Themen über die Arbeit auszudrücken, so dass wir die modernen Mittel der Zeit in unsere homöo­pathische Behandlung einbeziehen können. Betrachten Sie doch einmal Filme oder Musikvideos aus homöopathischer Sicht. Analysieren Sie die zentralen Wahnideen, wenden Sie sich den Symbolen zu und repertorisieren Sie dann. Ich habe das intensiv mit den Märchen getan (siehe auch Naturheilkunde Nr. 61/97, Erlebnis­ebene zwischen Märchen und Homöopathie) und wurde dann auf Filme aufmerksam und später auf Musikvideos.
Kennt jemand den Film „Jenseits von Afrika„? Das Coffea-Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Natürlich finden wir auch Aspekte von Natrium mur, Ignatia und Syphillinum – aber haben wir das nicht auch bei unseren Patienten? Es scheinen manchmal mehrere Mittel in Frage zu kommen, und einzig unsere Erfahrung setzt die Schwerpunkte in der Behandlung. Haben Sie mal den Film „Die Blechtrommel“ mit Barium carbonicum verglichen? Oder „Das Geisterhaus“ und Thuja? „Antonias Welt“ mit Argentum nitricum oder „Jurassic Park“ mit Tuberkulinum? Wir müssen die Mittel aus der Sicht unserer Zeit verstehen lernen, sonst können wir unseren Patienten nicht weiterhelfen.

Es gibt so viele Möglichkeiten die Homöopathie zu modernisieren, ohne ihre Gesetzmäßigkeiten zu verändern.

Verreibung von Nuphar luteum. Die Teilnehmer wissen nicht, um welches Mittel es sich handelt. Obwohl nur 10 Minuten verrieben wird, berichtet jeder Teilnehmer über intensive Erlebnisse, und am Ende der Besprechung ist klar, dass das Mittel aus dem Pflanzenreich stammt.
Seerosen gehören zur Pflanzengattung der Nymphaea. Diese Pflanze wurde als Wassergottheit verehrt und ist den Nymphen heilig. Nuphar luteum wird aus dem Wurzelstock hergestellt, in früheren Hungerzeiten wurde Mehl daraus gemacht. Träume vom Pfannkuchenbacken tauchten während der Prüfungszeit auf; wahrscheinlich eignet sich das Mehl dafür am besten. Bei der Prüfung von Nuphar wurde ein großes Mitgefühl für Tiere festgestellt.
„Der Patient litt an einer exzessiv moralischen Empfindlichkeit, so dass es dem Tierfreund akute Schmerzen verursachte beim Anblick leidender Tiere.“
Bei der Verreibung manifestierte sich in unserer Gruppe eine sehr starke Liebe zur Natur und zu den Geschöpfen des Universums. Nuphar ist auch ein Einweih­ungsmittel, um den Gesetzmäßigkeiten der geistigen Welt näher zu kommen. Als ich mich für den Unterricht für Nuphar vorbereitete, zog es mich mit der Film­kamera an die Außenalster. Überall diese schönen gelben Blumen, gemächlich auf dem Wasser tanzend. Durch das Objektiv der Kamera beobachtete ich die reiche Tierwelt, die unsere gelbe Mummel umgab. Fische tummelten sich im Schatten ihrer breiten Blätter – oder suchten sie Futter an den starken Wurzeln, die weit in die Tiefe reichten? Schwäne, Enten waren ihre nächsten Nachbarn, ein Teichhuhn machte Rast auf einem Blatt- Bienen, Hummeln, Fliegen ruhten sich bei ihr aus und wurden genährt. Hunde sprangen voller Übermut in das flache Wasser, um einen Ball zu holen. Tiere, wohin auch das Objektiv der Kamera reichte. Was für ein Abenteuer ist Homöopathie, wenn wir uns auf das Wesen der Heilmittel wirklich einlassen!
Wie bin ich auf diesen Weg gekommen? Grundlage ist die Ausbildung in klassi­scher Homöopathie – wobei die Boller Schule, Ananda Zaren, Rajan Sankaran und Jonathan Shore wichtige Lehrer waren. Für das technische Handwerkszeug habe ich viel bei Herrn Gegas, Alf Geukens, Georgos Vithoulkas gelernt.
Aber ich war unzufrieden, etwas fehlte in meiner Arbeit, und so begann ich eine Ausbildung in Biodynamischer Psychotherapie. Reichianische Körperarbeit, Psychoanalyse, Gesprächstherapie, Reinkarnations- und Auraarbeit sind Bestandteile dieser Ausbildung. Das Geheimnis der Biodynamik ist die energetische Verbindung zwischen Patient und Therapeut, was bedeutet, dass ich in mir wahrnehmen kann, welche Gefühle im Patienten entstehen.
Ich lernte viel über die Manifestation psychischer Traumata im Körper, über den Muskel- und Gewebepanzer, über Körpersprache – und wie ich das Unbewußte zu verführen habe, damit die zentrale Wunde sich öffnen kann und Heilung möglich wird.
Mit dem Video des ersten Patientenfalls wird sich wiederum die Atmosphäre verändern. Ich habe es extra deshalb ausgewählt, weil dieses Baby sehr klar bestimmt, was zu geschehen hat. Das Video wird im Folgenden im genauen Wortlaut wiedergegeben.
Die Mutter war schon während der Schwangerschaft in meiner Behandlung. Das kleine Mädchen ist jetzt zwei Monate alt. Es wurde zuhause geboren. Diagnose: Torticollis, Blähungskoliken. Die Mutter hatte Chamomilla gegeben auf Anraten der Hebamme.

Mutter: „Es fing mit Unruhe an. Sie will herumgetragen werden. Der Bauch ist knallhart. Seit 3 Wochen hat sie nur alle 3-4 Tage Stuhlgang. Dann ist sie unruhig. Es gärt und rumort im Bauch. Sie hat starke Blähungskoliken und sie muss immerzu getragen werden.“
Elisabeth: “ Was ist noch für sie typisch?“
M.: „Nachts ist kein Thema: Sie wird zwischen 2 und 3 Uhr wach, trinkt und schläft weiter. Am Tag will sie nur getragen werden. Wenn es ihr schlecht geht, darf nur ich sie tragen, obwohl sie sonst gerne zum Vater geht.“
E.: „Musst Du sie langsam tragen?“
M.: „Vorsichtig.“ (Sobald die Mutter sich setzt, schreit sie wieder sehr genervt.)
M.: “ Wenn ich essen will, schaukle ich sie auf den Knien, das merkt sie aber schnell. Dann schreit sie wieder, so dass ich aufstehen muss.“ Sie ist sehr empfindsam und schreckhaft! Hat sich vor einer Freundin stark erschrocken, die sie nur angeschaut hat. (Furcht vor Fremden)
E.: „Hast du das Gefühl, dass sie eifersüchtig ist?“ (DD Nux vornica)
M.: „Nein“.
Es blubbert ihrem Bauch, wenn ich dran fasse.
E.: „Hat sie die Daumen manchmal eingeschlagen?“ (DD Cuprum)
M.: Nein, sie will nur in unserem Bett schlafen, geht nicht in ihr Körbchen. Sie hat viel Hunger. Trinkt lieber an der rechten Brust. Der Hals ist nach rechts abge­knickt. Die linke Seite ist die bessere Seite. Sie hat Probleme, nach rechts zu schauen.“
(Die Mutter geht die ganze Zeit durch den Raum und schüttelt das Baby sanft. )
M.: „Ihre allerliebste Position ist, wenn ich sie mir auf den Bauch lege. Wenn ich nicht sofort komme, wenn sie unruhig wird, gibt es Ärger. Sie gibt zweimal Laut und dann schreit sie furchtbar. Wenn ich sie dann erst hole, meckert sie lange rum.“

Repertorisation in SYNTHESIS – Repertorium hornoeopathicurn syntheticum, Frederik Schroyens (Hrsg.):

Torticollis, Äußerer Hals, S. 671 Diktatorisch, Gemüt, S. 39
Furcht vor Fremden, Gemüt, S. 66
Verlangen, getragen zu werden, Gemüt, S. 94
Blubberndes, glucksendes Gefühl, Abdomen, S. 744

Träume sind wichtige Eckpfeiler meiner Fallanalyse. Bei Neugeborenen ist das nicht möglich, also muss eine genaue Befragung der Eltern erfolgen über
· Familienbelastung und gesundheitliches Erbe
· Zeugung (Wunschkind) und Schwangerschaft mit Frage
nach besonderer Belastung: Tod, Verlust, Ärger,
Medikamente, Unfälle, Beziehungsdramen
· Geburtsverlauf / Bonding
· Krankheiten bis jetzt

Das Neugeborene spricht mit mir in seiner eigenen Körpersprache. Einige kleine Beispiele:

Das Kaiserschnitt-Kind, das Magnesium carbonicum braucht, weil es sich wie ein Waisenkind fühlt (es wurde gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt), windet den kleinen Körper in schmerzhaften Bauchkrämpfen.
Das Cina-Baby schreit ärgerlich und wendet den Kopf ab, wenn ich es anschauen will. Die dunklen Ringe unter seinen Augen weisen auf Traurigkeit hin. Schon vor der Geburt ist ihm eine Laus über die Leber gelaufen, sein Gesichtsausdruck zeigt Ärger und Wut. Die Eltern haben sich in der Schwangerschaft viel gestritten.
Das Lycopodium-Baby bestimmt schon bei der Anamnese sehr diktatorisch, was zu geschehen hat.
Das Opium-Baby verschläft das Erstgespräch, oder öffnet für die Kontaktauf­nah­me die Augen nur halb, um sie gleich wieder zu schließen und in seine eigene Traumwelt abzutauchen. Die Geburt war trauma­tisch, und der spätere Aufenthalt auf der Intensivstation ebenfalls.
Dem „gelben“ Natrium sulfuricum-Baby steht das Unglück und die Trauer über die elterliche Beziehung ins Gesicht geschrieben.
Das Calcium carbonicum-Baby macht nach einer kurzen Phase der Ängstlichkeit einen warmen, tiefen Augenkontakt.
Das bläuliche Cuprum-Baby schreit metallen, streckt die kleine Zunge oft vor und hat die Daumen ver­krampft zur Handinnenfläche gezogen. Der Schmerz ist tief in das Gesicht des Neugeborenen eingegra­ben. Die Zeugung war vielleicht der letzte sexuelle Kontakt zwischen den streitenden Eltern. Liebevolles Zusammensein und die entspannende Wirkung des Orgasmus schwingt zum Baby und lässt es im Mutterleib glücklich lächeln, genährt durch die Liebe der Eltern.
Bei Stramonium-Babys berichten die Mütter oft von einer schweren Geburt: Alleingelassen in der Wildnis, und jeder (Arzt und Hebamme) ist ein Feind. Verständlich, wenn wir die moderne Technik in den Kreißsälen aus der Sicht des kindlichen Organismus zu verstehen suchen. Das Ansetzen der Kopfschwarten­elektroden ist nur eine der vielen Möglichkeiten, um den kindlichen Organismus zu traumatisieren.
Babys leben in Schwingungen. Hektik, Unruhe, Angst überträgt sich sofort und kann nur durch Trost, liebevolle Zuwendung und Körperkontakt ausgeglichen werden. Geburten, die 24 oder 36 Stunden dauern und nachher noch eine Trennung von der erschöpften Mutter folgen lassen, führen oft in die Einbahn­straße Krankheit. Es ist mit einiger Erfahrung in der Neonatologie aufgrund der Causa möglich, die zentrale Störung des Babys zu erkennen, doch dazu müssen wir die häufigsten Mittel für diese Zeit kennen und wissen, wie das Baby zu uns spricht! Mir ist klar, dass ich an diesem Tag nur einen kurzen Überblick geben kann.
Das Neugeborene ist absolut fähig zu beobachten, wahrzunehmen und seinen Gefühle Ausdruck zu verleihen. Aus diesem Grund nehme ich das Baby in meine Arme, so kann ich die Spannung im Körper fühlen. Die Körperhaltung des Babys und der Gesichtsausdruck geben Aufschluss über den emotionalen Zustand. Ich versuche immer, Augenkontakt herzustellen, denn viel tiefer können wir das Baby über den Ausdruck seiner Augen verstehen, sie sind das Fenster zu seiner Seele.

Zum Kleinkind

Sobald es möglich ist, rede ich mit dem kleinen Patienten allein in einem ruhigen Raum. Ich frage die Kinder ab einem Lebensalter von zweieinhalb bis drei Jahren, ob sie mit mir ohne Mutter reden mögen. Auch wenn sie mir auf meine Fragen nicht so korrekt antworten, wie ein Erwachsener, so kann ich über ihr Verhalten und über die Körpersprache viel ablesen.
Weigert sich das Kind und zieht sich schüchtern hinter der Mutter zurück, denke ich an Mittel wie Barium carbonicum, Calcium carbonicum, Pulsatilla, Lycopodium.
Ohne die Ausstrahlung der Mutter kann ich ein Kind viel besser und klarer wahrnehmen, und es erzählt mir Dinge, die es in Anwesenheit der Eltern nie aussprechen würde.
Fragen stelle ich so einfach wie möglich zu Beginn: Was ist los? oder: Was gibt’s?
Gibt es manchmal Dinge, die dich ärgern? Gibt es Sachen, die dir angst machen?
Was spielst du am liebsten?
Gibt es manchmal Sachen, die dich traurig machen?
Gibt es irgendwelche Träume, die du erinnerst?
Wie geht’s mit Mama?
Wie geht’s mit Papa?
Was ist mit Essen? (Diese Frage ist absichtlich so offen gestellt, damit auch anorexie- und bulimiekranke Kinder/Jugendliche sich angesprochen fühlen und über ihre Problematik reden können. Später konkreti­siere ich, um mein Mittel abzusichern.)
Das Kind bestimmt unser Gespräch, und ich greife lenkend ein, wenn es nicht weiter kann oder will. Es ist sehr wichtig, die Spannung des Schweigens auszu­halten. Das ist oft der Moment, bei dem die Erinner­ung kommt. Verweigerung drückt die Körpersprache aus: Das Kind blickt weg (Abneigung angesehen zu werden), schiebt ein Thema mit der Hand beiseite, es presst die Lippen zusammen, dreht seinen Körper ab, weigert sich zu antworten (Abneigung zu antworten), antwortet langsam. Pulsatilla-Kinder antworten durch Nicken mit dem Kopf, Tuberkulinum-Kinder oft nur mit „Nein“.
Für all diese Beobachtungen gibt es Rubriken im Repertorium.
Wenn ich über unser Gespräch das Mittel noch nicht gefunden habe, hilft oft die Frage „Gehen dir manch­mal so komische Sachen durch den Kopf?“ weiter. „Ja,“ platzte es aus einem zwölfjährigen Jungen heraus, der sehr unter der Scheidung der Eltern litt. „Ich habe manchmal das Gefühl, vier Beine zu haben.“ Zentrale Delusion ertappt. Das Mittel heißt Sulfonalum. Ein Kohlenteerprodukt – Pech! Und dieser Junge hatte wirklich an seinem Pech zu tragen. Zwei Beine würden gern zum Vater gehen, und die anderen beiden zur Mutter.
Oft fühle ich mich wie ein Kriminalkommissar, immer auf der Suche nach dem Täter (Causa). Manchmal stelle ich mich trottelig oder verwirrt oder dumm und rate mit Absicht genau das Falsche. Kinder antworten dann ganz ehrlich, weil sie es doch besser wissen als der Erwachsene.
Die Anamnese darf ein Spiel sein, tief, ernst und wahrhaftig, wie Kinder spielen.
Es geht mir darum, die Abwehr, den Widerstand zu erkennen, und wenn ich eine Frage (absichtlich) zum zweiten Mal stelle, erkenne ich an der Reaktion des Kindes, wie sehr es mich beobachtet und kontrolliert. Wer zeigt schon gerne seine wundeste Stelle? Wir decken körperliche Wunden zu, vielleicht weil kalte Luft wehtun könnte. Genauso decken wir seelische Wunden zu und achten sorgsam darauf, dass niemand sie berührt.
Wenn Kinder genug Vertrauen haben, öffnen sie sich. Manchmal nur in einem Satz! Aber es reicht. Wenn wir nicht über das Trauma sprechen, wird die Wunde tiefer und der Schutzwall (Krankheit) stärker. Die Maske, die wir uns durch unsere Erziehung und die gesellschaftlichen Bedingungen zugelegt haben, fällt schnell in einer Atmosphäre, in der Liebe und Akzeptanz der eigenen Persönlichkeit gefühlt wird.

Behandlung von Erwachsenen

Hier ist neben der Körpersprache die Fragestellung Grundlage für die Fallanalyse. Wenn ich konkrete Fragen stelle, bekomme ich konkrete Antworten. Das kann mich weit bringen, oder auch nicht. Ich beginne auch hier das Gespräch mit einer scheinbar oberflächlichen Frage: Was ist los? In der Stimmlage ein leichtes Locken und meine echte Neugier eröffnen den Dialog. So gebe ich dem Patienten die Möglichkeit, aus seinem Unterbewusstsein das aufsteigen zu lassen, was ich brauche, um den Fall zu lösen. Die Frage ist nicht an den kontrollierenden Intellekt gestellt, sondern an das Unterbewusste.
Der Patient bringt alles mit, was ich brauche! Es liegt an mir als Therapeut, den Schlüssel zu finden. Jeder Patient arbeitet so gut mit, wie er kann. Gerda Boyesen, die Begründerin der Biodynamik, steht absolut hinter jedem Klienten. Ich als Therapeut muss das Handwerkszeug in der Tasche haben, um den Patienten zu öffnen und zu begleiten. Das erfordert Liebe und Flexibilität. Ich versuche mit meiner Fragestellung und meiner Stimme das Unterbewusste zu verführen, damit verdrängtes Material aufsteigen kann und wir den Täter entlarven können.
Mit falschen Fragen stoppen und blocken wir den Energiefluss. Die Atmosphäre im Raum verändert sich, wenn eine Seele sich öffnet. Wir können fühlen, was wahr und was unwahr ist!
Wenn ein Mensch in der Anamnese weint, haben wir sein Vertrauen gewonnen. Ich lege es nicht darauf an, aber es ist möglich! Und ich gebe den Raum dafür, dass die Masken des Alltags fallen können und der wirkliche Mensch sichtbar wird.
Beim Erstgespräch untersuche ich jeden Menschen. Der nackte Körper kann nichts verbergen, und oft erfahre ich hierbei noch wichtige Informationen für die Mittel­wahl.
In der Biodynamik arbeiten wir ohne Plan, wir schwingen mit dem Energiefluss des Patienten! In der Homöopathie gibt es klare Regeln. Das bedeutet, als biodynami­sche Homöopathin muss ich in der Lage sein, Schwerpunkte unterschiedlichster Methoden dem Lebensprinzip anzupassen – wie ein Künstler, der verschiedene Pinsel oder Farben wählt.
Ich beziehe als wichtigen Punkt die dem Menschen eigene neurotische Konfliktverarbeitung mit ein (Abwehr, Verleugnung, Verdrängung, Abspaltung) und weiß, dass der Patient mir nicht unbedingt die Wahrheit sagen wird, weil er die Wahrheit nicht fühlt oder selbst nicht wissen will. Das macht krank und führt schließlich zu einer Behandlung.
Krankheit ist ein Wegweiser. Und mit jedem Patienten begebe ich mich auf eine Abenteuerreise durch den Dschungel seines Lebens auf der Suche nach Bewusstheit und nach dem richtigen Weg. Wahrhaftig ist das gelebte Leben, sind Träume und Körpersprache.
Das bedeutet, bei der Analyse beziehe ich mich vor allem auf diese Charakteristika. Über den Lebensweg kann die zentrale Wahnidee erkannt werden. Es ist ein Wahn zu glauben, dass das Außen nichts mit dem Innen zu tun hat. (Jan Scholten) Alles, was im Außen erlebt wird, spiegelt unsere innere Realität, unsere Schatten wider. Elternprojektionen können auf Partner, Freunde, Kollegen, Nachbarn und natürlich Therapeuten fallen. Das Leben des Patienten, geprägt durch sein individuelles Lebensmuster, mit seinen Wiederholungszwängen ist ehrlich, und die Seele sucht sich immer wieder die gleiche Erfahrung um zu lernen und zu wachsen. Mit großer Zielsicherheit wählt das Unbewusste immer wieder Situationen, die uns an unseren persönlichen Urschmerz erinnern. Ein Mensch, der Magnesium carbonicum braucht und vielleicht in einem Waisenhaus war oder sich in seiner Kindheit so gefühlt hat, wird immer wieder in Situationen kommen, in denen er sich in einem dunklen Wald verloren glaubt, bis das ursprüngliche Trauma erkannt, gefühlt und durchlitten ist. Ein harter Weg, der mit Gesundheit und Lebensfreude belohnt wird.
Jeder Mensch will wahrgenommen werden. Achten wir nicht auf die Signale der Körpersprache, erfolgen Bestrafungen von unserem Gegenüber. Emotionaler Rückzug ist für uns als Therapeut/in immer eine Bestrafung.
Wenn der Patient während unseres Gesprächs beim Reden an die Decke blickt, möchte er auf keinen Fall unterbrochen werden.
Brillenträger nehmen die Brille ab, bis sie zu Ende geredet haben.
Das Verschränken der Arme vor dem Körper kann einerseits bedeuten, dass der Patient sich verschließt oder aber, dass er sich bei diesem Thema festhalten muss, weil es ihn oder sie so stark berührt.
Ich blockiere, sagt der Körper, wenn die Füße schräg aufgestellt sind.
Zunge herausstrecken ist das Wegschieben eines Themas, Lippen lecken drückt Lust aus (lecker). Wenn die Augen unseres Gegenübers uns stark fixieren, ist das eine Kampfansage.
Natürlich ist auch die Kleidung wichtig. Lilium tigrinum-Patienten tragen gerne etwas Getigertes, Spinnen-Menschen Schwarz, Natrium muriaticum-Patienten enge Kleidung, während Silicea weiß bevorzugt. Blumig, kariert, uni-überkorrekt oder mit zwei unterschiedlichen Socken… jeder Patient ist ein individuelles Wesen dieser Schöpfung.
Auch die Hände geben Aufschluss über die Persönlichkeit, denn die Verbindung zwischen Hand und Gehirn ist enorm wichtig. 4000 Informationsträger sind auf einem Finger. Der Begriff „Fingerspitzengefühl“ deutet an, dass wir mit den Fingern fühlen. Die Betonung der Finger durch Ringe drückt ein emotionales Bedürfnis aus. Ein Ring am Daumen ist der Wunsch nach Dominanz. Der Zeigefinger zeigt: Ich will recht haben. Der Mittelfinger ist der Selbstgestaltungsfinger (der Potenzfinger). Der Ringfinger ist der Gefühlsfinger, und der kleine der Gesellschaftsfinger. Wir schmücken die Finger da, wo Bedürfnisse vorhanden sind.
Zur Stimme, die die jeweilige Stimmung ausdrückt: Gefühle sind innere Bewegungen, die die Stimme modulieren. Jede innere Bewegung äußert sich an der Oberfläche – und unser Wissen bestimmt unsere Wahrnehmung. Während einer guten Behandlung wird sich auch die Stimme des Patienten verändern. Angst lässt die Stimme hoch und leise klingen, Trauer macht sie brüchig und schwer.
Die vorgestellten Patienten, vom Baby über das Kleinkind zum Jugendlichen und dann bis zum erwachsenen Patienten sollten die Methodik der Biodynamischen Homöopathie verdeutlichen.
Aus Platzgründen möchte ich nur das Video der Patientin, die Ailantus glandulosa bekam, wortgetreu wiedergeben.
Die Patientin ist 30 jahre alt und seit Februar 1994 in Behandlung. Sepia und Natrium mur. waren Mittel, die ihr sehr gut taten. Eine Angina tonsillaris wurde 1996 erfolgreich mit Lachesis behandelt. Sie kam nun (März 1997) mit einer schweren, eitrigen Angina und bekam Ailantus glandulosa in ansteigenden Potenzen bis zur C 1000. Der Götterbaum hat, wie alle Bäume, mit Wunsch­erfüllung zu tun. Seit drei Jahren waren mehrere Versuche der Familie, ins Ausland versetzt zu werden, fehlgeschlagen. Jetzt endlich war es dem Mann gelungen, eine Versetzung nach England zu erreichen. Ein lang ersehnter Wunsch wurde wahr… und alle Familienmitglieder wurden krank. Beide Kinder brauchten Arum triphyllurn für den Hautausschlag, der Vater bekam Calc. carb. Die Mutter wird ihre Geschichte selbst erzählen, eine Woche nach der Mittelgabe in C 30.

M.: Ich bekam starke Halsschmerzen, nachdem ich erfahren habe, dass wir zwei bis fünf Jahre nach England gehen. ich finde es selbstverständlich, dass ich alles zurücklasse. Ich wurde sehr schwach, konnte nur noch liegen. Hatte Schüttelfrost und abgestorbene Finger.
E.: Wie sahen die Finger aus?
M.: Bis zur Hälfte waren die Finger blau, der Rest war weiß, die Fingerspitzen taub. Ich konnte nicht gehen, ich konnte nur gekrümmt gehen, konnte nicht mehr schlucken, weil es so weh tat. Dadurch hat sich der ganze Speichel im Mundraum gesammelt. Ich war so schwach, dass ich nur noch liegen konnte.
E.: Gab es Träume vorher?
M.: ja, von einem Condor, der auf einer Hochebene liegt mit aufgeschlitztem Bauch. Alle sind weggelaufen vor Angst. Ich erst auch, aber dann bin ich zurück­gegangen und habe seinem Bauch geholfen, ihn geheilt.
E.: Er hat überlebt?
M.: ja, er hat überlebt. aber nicht durch das Bauchzunähen, sondern durch die Zuwen­dung.
Mittelgabe in C 30
E.: Was ist danach passiert?
M.: Ich hatte eine Erstverschlimmerung. Bin sehr traurig geworden, eine ganz tiefe Traurigkeit. Das Bedürfnis zu weinen. In der Nacht hatte ich starke Halsschmerzen, die sind dann nach rechts gewandert. Gefühl eines Kloßes im Hals. Dort hatte ich auch eine Schwellung. Nachts bin ich aufgewacht mit dem Gefühl, ich muss ersticken. Hatte das Gefühl, dass ein Schleimpfropf in meinem Hals sitzt. Ich bin blau angelaufen und habe geschrieen, weil ich Todesangst hatte ersticken zu müssen. Ich hab gewürgt und es kamen dicke Eiterpfropfen. Nach dem Würgen hatte ich aber nicht das Gefühl, dass es besser war, sondern das Gefühl, der Eiter sitzt noch drin und ich ersticke noch. Ich hatte ziemliche Angst diese Nacht, musste ein paar Mal rennen, um den Eiter loszuwerden.
E.: Was ist in die Erinnerung gekommen?
M.: Am Sonntag, der Tag, bevor ich diese Halsschmerzen bekam, hat mir mein Vater erzählt, dass unsere englischen Vorfahren – die aus England kamen – dass es in der Generation meiner Großmutter noch zwei Geschwister gab. Das sind drei Mädchen. Meine Großmutter und die zwei Großtanten. Aber es gab noch ein anderes Mädchen und einen Jungen. Die sind beide 1919 gestorben, innerhalb von einer Woche. Meine Mutter sagt an Diphtherie, mein Vater sagt Lungenentzündung. An die musste ich immer denken. Vor allem der Zusammenhang… Sonntag hat er es mir erzählt und Montag ging es mit den Halsschmerzen los. Dann habe ich meine Tante getroffen, auch aus der väterlichen Linie, die war gerade in Wales. Sie sagte, das Mädchen ist mit 14 gestorben. Sie war wunderschön, ganz zart, fast sphärisch. Hat gerne gestickt. In der Woche, bevor sie gestorben ist, hat ihre Mutter sie aufgeklärt. Wie es mit der Regel ist, wie es ist, wenn man Frau wird. Betty hat gesagt: „Ich möchte nie eine Frau werden.“ Eine Woche später ist sie gestorben. {Patientin wird sehr traurig, ihre Stimme „bricht“ fast.) Der Junge ist mit 4 Jahren gestorben. In der gleichen Woche wie Betty. …und der war der Kronensohn. Er war der einzige Sohn in der Familienfolge. Meine Großmutter hat ihn sehr verehrt, als einzigen Sohn. Später ist dann mein Vater geboren. Der war der Ersatz. Da wir nun nach England gehen, muss es so sein. Durch diese Geschichte kann ich mir die Traurigkeit erklären.
E.: Ich würde zum Abschluss noch wissen wollen, wie der Hals ausgesehen hat, als du reingeschaut hast.
M.: Die Zunge war sehr geschwollen, ich konnte sie kaum rausstrecken. Sie hatte einen gelb-weißen Belag. Mit roten Flecken am Rand. Der Hals war rot, fast schon violett. So grau-schleimig war hinten alles im Rachen. Schlechter Geschmack im Mund und Mundgeruch nach Eiter. Gefühl, als ob Eiter da dranhängt. Dieses wahnsinnige Schleimgefühl im Mund. Ich habe die letzten Tage immer wieder Eiter ausgespuckt.
E.: Wie viele Generationen liegt dieser Diphtherie-Fall zurück?
M.: Die Generation meiner Großmutter.

Repertorisation:
Extremitäten, Raynaud-Krankheit
Innerer Hals: Belag – tiefsitzend
Tonsillen – Entzündung
Farbe – violett
Allgemeines – Schwäche bei inneren Krankheiten

Alle Familienmitglieder haben den Umzug im Juni 1997 gut überstanden. Vor einigen Tagen bekam ich eine kleine Karte aus England. Die Adresse hat sich geändert, das neue Zuhause ist ein altes Forsthaus mit einem wunderschönen Garten und altem Baumbestand.
Mit den Worten Hahnemanns habe ich begonnen, so möchte ich auch mit seinen Worten meine Ausführ­un­gen beenden:
„Soviel warne ich im Voraus, dass Indolenz, Gemächlichkeit und Starrsinn vom Dienste am Altare der Wahrheit ausschließt, und nur Unbefangenheit und unermüdeter Eifer zur heiligsten aller menschlichen Aufgaben befähigt, zur Ausübung der wahren Heilkunde. Der Heilkünstler in diesem Geiste aber schließt sich unmittelbar an die Gottheit, an den Weltenschöpfer an, dessen Menschen er erhalten hilft, und dessen Beifall sein Herz dreimal beseligt“ {Vorerinnerung zur ersten Auflage von 1810 unter dem Titel: „Organon der rationellen Heilkunde“).

Literatur:

– Gerda Boyesen, Kuesdorff, C. und Sautner, Von der Lust am Heilen, Koesel Verlag;
– Stavros Mentzos, Neurotische Konfliktverarbeitung, Geist und Psyche, Fischer-Verlag
– Dr. Frederik Schroyens (Hrsg.), Synthesis, Repertorium homoeopathicum
syntheticum, Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation
– William Boericke, Handbuch der homöopathischen Materia Medica, Haug Verlag
– Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflage, Haug Verlag
– Dr. Frederik Schroyens, Arzneimittelbilder der Gemüts- und Traumsymptome,
Hahnemann Institut für homöopathische Dokumentation
– Samy Molcho, Körpersprache der Kinder, Mosaik Verlag
– Walter Schels, Das offene Geheimnis, Mosaik Verlag


 

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Kollektives Bewusstsein und das Phänomen der Vorfeldprüfung

Vortrag vor einer Hamburger Homöopathiegruppe am 11.06.1995

„An dem Tage, an dem die Wissenschaft beginnen wird, nicht-physikalische Erscheinungen zu untersuchen, wird sie in einem Jahrzehnt größere Fortschritte machen, als in all den vorhergehenden Jahrhunderten ihres Bestehens“ (Nicola Tesla).

Ich möchte heute über meine Erfahrungen mit homöopathischen Arzneimittelprüfungen in Gruppen sprechen. Damit Sie meine Erlebnisse verstehen können, muss ich erst einige Worte über mich selbst erzählen. Dieser Vortrag soll keine Selbstdarstellung sein, aber ich muss über mich und mein Leben erzählen, weil ich gleichzeitig Prüferin und Forscherin bin.

Ich arbeite seit 22 Jahren in der Medizin, seit 9 Jahren mit Homöopathie. Neben dem Studium der klassischen Homöopathie erhielt ich eine Ausbildung in biodynamischer Psychotherapie bei Gerda Boyesen.
Schon in den ersten Jahren meiner psychotherapeutischen Ausbildung wurde mir klar, dass die zentralen Themen des Mittels in den psychotherapeutischen Sitzungen deutlich wurden, so dass ich mit Vorliebe vor einer Ausbildungswoche eine Hochpotenz einnahm, um das Wesen des Mittels in mir erleben und heilen zu können.
Ich erlebte die zentrale „Wahnidee“ des Mittels in der Regression meines Lebens, des vorgeburtlichen Lebens, manchmal in dem, was ich als Reinkarnationserlebnis bezeichnen würde.
Das sollte die Grundlage für meine Forschungsarbeit sein.
Im weiteren Verlauf meiner homöopathischen Ausbildung studierte ich bei Lehrern, die während der Seminare Arzneimittelprüfungen durchführten. Schon damals hatte ich Prüfungssymptome, ohne das Mittel eingenommen zu haben.
Ich schenkte diesem Phänomen zunächst keine weitere Bedeutung. Über die Jahre wurden meine Prüfungssymptome, ohne die Einnahme des Mittels, sehr viel intensiver und es entwickelten sich schon im Vorfeld über mehrere Wochen deutliche Prüfungssymptome.
Es waren jetzt immer Blindprüfungen, und ich habe immer in Verbindung mit einer Gruppe und einer Seminarleitung geprüft.
Die Intensität der Prüfungssymptome richtete sich nach der Gruppengröße. Je mehr Kollegen versammelt waren, umso stärker war das entstehende Energiefeld. Ich erlebte in der Regel das gesamte Arzneimittelbild, hatte Einblick in das Leben meiner Vorfahren und in das kollektive Feld des jeweiligen Mittels.
Nach meiner Erfahrung schwingt bei jeder Gruppenprüfung ein kollektives Energiefeld mit. Über einige dieser Prüfungen möchte ich hier erzählen.
Das, was ich in einer Zusammenfassung darstelle, ist das Ergebnis jahrelanger Nachforschungen und Überlegungen zu den einzelnen Arzneimitteln in Bezug auf energetische Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge.
In den ersten Jahren glaubte ich, dass eine besondere energetische Verbindung zwischen mir und den Bad Boller Kollegen besteht und die Energiefelder unserer Arzneimittel lokal auf Deutschland beschränkt sind.
Durch die Prüfungen mit Rajan Sankaran und Jonathan Shore wurde deutlich, dass diese Energiefelder um den gesamten Erdball kreisen.
Es scheint eine Art drahtloser Kommunikation zwischen Spezies gleicher Art zu bestehen, so wie es der Wissenschaftler Rupert Sheldrake bei der Theorie seiner morphogenetischen Felder beschreibt. Entfernungen spielen dabei keine Rolle.
Unsere Erde ist kein mechanisches Uhrwerk. Jedes Teil ist beseelt – das haben mich die homöopathischen Mittelprüfungen gelehrt.
Ich vermute, dass nicht alle Teilnehmer die Theorie der morphogenetischen Felder kennen. Darum möchte ich diese näher erklären:
Rupert Sheldrake geht davon aus, dass die Ganzheit auf morphogenetischen, also gestaltenden bzw. formbildenden Feldern beruht, die das Gedächtnis der Natur darstellen.
Jeder Organismus besitzt eine Art kollektives Gedächtnis, und Spezies gleicher Art scheinen über eine Art drahtloser Kommunikation zu verfügen.
Zum Beispiel: Das, was eine Ratte gelernt hat (es ging bei diesem Versuch darum, den schwierigen Ausgang aus einem Wasserbecken zu finden) überträgt sich innerhalb bestimmter Zeit auch auf das morphogenetische Feld anderer Ratten, so dass diese die Fähigkeit besitzen, diese Aufgabe viel schneller zu lösen als die Ratte, die das Problem als erste „geknackt“ hat. Die Ratten hatten keinen Kontakt untereinander und waren räumlich weit voneinander entfernt.
Das würde bedeuten, das Bewusstsein einer Ratte hebt den Wissensstand anderer Ratten an.
Viele andere Versuche haben dieses Phänomen bestätigt. Eine unsichtbare, immaterielle Verbindung scheint zwischen Lebewesen im allgemeinen und sogar zwischen Lebewesen und Orten zu existieren. Diese Felder scheinen Formen, Gedanken und Entwicklungen zu speichern und diese jenseits von Raum und Zeit weiterzugeben.
Tauschen wir miteinander Informationen aus, indem unsere Energiefelder miteinander in morphische Resonanz treten? Ein Prozess, der unbewusst abläuft, aber für mich durch die Mittelprüfungen erklärbar ist. Wie sonst sollte mich in Hamburg die Information aus USA, Indien oder Bad Boll erreichen?
Ist es denkbar, dass wir mit den Energiefeldern unserer homöopathischen Heilmittel das kollektive Bewusstsein erreichen und möglicherweise sogar anheben können?
Meine Träume waren mir in diesen vergangenen 9 Jahren Forschungsarbeit wichtige Helfer und Stützen.
Seit 15 Jahren schreibe ich meine Träume auf, und zwar immer.
Normalerweise erinnere ich mich durch diese intensive Auseinandersetzung mit meiner Traumkraft jede Nacht an 2-3 Träume, manchmal an mehr. In der Regel kündigen sich die Mittel über Träume an, ich habe so etwas wie Initialträume, so dass ich im Nachhinein den Prüfungsbeginn festlegen kann.
Ich habe viele Mittel geprüft und möchte nur über einige sprechen, ein Teil meiner Prüfungen ist schon in den „Homöopathischen Einblicken“ veröffentlicht worden.
Der homöopathischen Tradition folgend beginne ich mit der China-Prüfung. Neben meiner eigenen China-Pathologie erlebte ich in einer unglaublichen Heftigkeit körperliche Symptome und Erinnerungsbilder aus dem Leben meiner Eltern. Ich erfuhr später, dass beide Elternteile Malaria hatten und über lange Zeit Chinin bekommen hatten.
Durch diese Prüfung wurde mir klar, dass die unerledigten, unaushaltbaren und somit verdrängten Ängste und Erfahrungen meiner Vorfahren in meinem Energiefeld, Seelengefüge oder Unbewussten gespeichert sind und mit den entsprechenden homöopathischen Heilmitteln in Resonanz gehen können, um zu heilen. Spätere Prüfungen und die Erfahrungen mit meinen Patienten haben dieses bestätigt.
Wie hoch ist die Potenz, die mich über die geistige Ebene erreicht? Ich weiß es nicht. Mein Gefühl und meine Erfahrungen sagen, dass das Schwingungsfeld immer über einer C10.000 liegt. Um das zu verdeutlichen, möchte ich auf die Latrodectus mactans-Prüfung zurückgreifen.
Die Facies Latrodectismica, ein in der Toxikologie bekanntes Phänomen, erfuhr ich in der Prüfung sehr deutlich. Mein Gesicht veränderte sich in das schmerzverzerrte Gesicht eines Menschen, der über viele Jahre gelitten hat. Wie tief muss das Gift der schwarzen Witwe in mich eingedrungen sein, um dieses Phänomen hervorzurufen? Und es bleibt die Frage, sind geistige Schwingungen überhaupt messbar?
Wie ist es möglich, dass die Angehörigen Prüfungssymptome entwickeln, ohne das homöopathische Mittel eingenommen zu haben? Kinder reagieren auf diese Energiefelder besonders deutlich!
Unendliche viele Fragen wurden durch diese Gruppenprüfungen und ihre Phänomene für mich aufgeworfen.
Doch weiter zur nächsten Prüfung.
Sechs Monate nach der China-Prüfung ging ich mit der Energie von Kalium bromatum noch eine Stufe tiefer.
Meine Vorfahren der mütterlichen Linie stammen aus Russland. Zur Zeit des 2.Weltkrieges wurden die dort lebenden deutschen Männer von der russischen Polizei verfolgt und getötet. Ich war eingekehrt in das Leben meines Großvaters und seinem Gefühl, für Gottes Rache auserwählt zu sein, ich war konfrontiert mit der grenzenlosen Angst meiner Vorfahren, mit dem Gefühl absoluter Ohnmacht und schließlich tiefster Resignation. In inneren Bildern erlebte ich den Tod seines Sohnes, der von der russischen Polizei geholt und abgeurteilt wurde. Ich verzichte darauf, die körperlichen Symptome zu erwähnen.
Ein Jahr später folgte dann Chininum sulfuricum.
Bei dieser Prüfung erlebte ich das Vorfeld bewusster, vielleicht weil ich einen Teil der Zustände schon aus meiner China-Prüfung kannte? Die körperlichen Symptome verschwinden nach Seminarende relativ schnell. Die mentalen Prozesse verlangen in der Regel viel Zeit zur Aufarbeitung.
Aufgrund meiner schlechten Allgemeinverfassung und der Tiefe der geistigen Prozesse war es mir bis heute unmöglich, das Mittel während einer Prüfung zu erraten. Mit meinen Vermutungen lag ich immer knapp daneben.
Doch zurück zu Chininum sulfuricum – ein schweres Gift.
Ich habe diesmal, nach wochenlanger Vorprüfung, das unbekannte Heilmittel eingenommen und fühlte mich wie eine Zeitbombe, gefährlich und explosiv. Ich erlebte Chininum sulfuricum als gefährliches Umweltgift. Es tauchten viele Bilder und Träume von durch Umweltschäden erkrankten, leidenden und sterbenden Tieren auf. Als zentrales, kollektives Thema erschien die Furcht, dass sich auf unserem sowieso schon bedrohten Planeten ein schweres Unglück ereignen könnte. Diese Angst vor Umweltkatastrophen erlebte ich später als zentrales Thema bei Patienten, deren Heilmittel Chininum sulfuricum war.
Persönlich war für mich das schmerzvollste Thema die Erlebnisse im Mutterleib. Meine Eltern wollten mich nicht mehr und sprachen über Abtreibung. Ich war schon das vierte Kind und hatte einen sehr ungünstigen Zeitpunkt für den Eintritt in diese Welt gewählt. Die unglaubliche Angst um mein bedrohtes Leben manifestierte sich während der Prüfung in meinen Träumen. Obwohl erst wenige Wochen seit meiner Zeugung vergangen waren, war ich in der Lage, die Gespräche meiner Eltern zu verfolgen. Während dieser Prüfung war ich mit der Scham konfrontiert und dem Selbsthass, der tief im Unbewussten entsteht, wenn ein Kind nicht gewollt ist. Chininum sulfuricum war ein bewährtes Abtreibungsmittel in den Fünfziger Jahren.
Aber noch deutlicher wurde bei der Apis-Prüfung, wie tief greifend die Erlebnisse und Erfahrungen im Mutterleib mein Leben beeinflussten.
In einer tiefen Regression erlebte ich mich selbst im Mutterleib als Fötus. Die Beziehung meiner Eltern wurde durch eine andere Frau, die in das Leben meines Vaters kam, massiv gestört.
Das Leben meiner Mutter brach zusammen, und ich erlebte in ihrem Leib die intensiven Gefühle von Schmerz, Eifersucht, Wut und Verzweiflung. Ein Baby im Mutterleib kann nicht weinen und es hat keine Möglichkeit, die Gefühle, die von der Mutter direkt zum Baby gelangen, zu verarbeiten. Das Ungeborene muss diese Gefühle tief ins Unterbewusstsein verdrängen, so dass sie sich im späteren Leben als Krankheit manifestieren können.
Kollektiv wurde deutlich, dass wir Menschen vergessen haben, auf unsere Intuition zu hören. Die Biene, eines der ältesten Lebewesen unserer Erde, folgt unermüdlich dem kosmischen Plan und verrichtet ihre Arbeit. Nie würde sie eine Blüte vor der Zeit öffnen wollen, sie kommt und ist die Blüte verschlossen, fliegt sie zur nächsten weiter.
Wir Menschen haben dieses alte Wissen vergessen und zerstören unseren Lebensraum.

Bitte denken Sie jetzt nicht, dass ich einen Vortrag über Umweltschutz halte. Ich bin bemüht, neutral die Themen der Mittel wiederzugeben, so wie sie sich mir eröffnet haben.

Weiter zu Magnesium metallicum. Nicht nur die Schockerlebnisse meiner Mutter, sondern auch das unerlöste Erbe meines Vaters trage ich in mir. Mein Vater hat den Krieg und 5 Jahre Gefangenschaft in Rußland überlebt.
Diese Arzneimittelprüfung ließ mich in Kontakt kommen mit der unglaublichen Einsamkeit und der grauenvollen Angst unserer Väter.
Kollektiv tauchte der ganze Schrecken des 2.Weltkrieges auf.
Magnesium metallicum wurde für den Flugzeugbau und für die Rüstungsindustrie benutzt. Es war kaum aushaltbar, und ich bin wie bei jeder Prüfung zusammengebrochen. Das sage ich nicht, um Mitleid zu erregen, sondern um deutlich zu machen, wie stark das jeweilige Schwingungsfeld der Gruppenprüfungen sein kann.
Natürlich habe ich versucht, vor diesem Phänomen zu flüchten, ich hätte es gern etwas leichter gehabt. Doch auch die Reise von Hamburg nach Hawaii schützte mich nicht vor der Mercurius-Prüfung. Es war die Hölle, aber ich lernte, dass Entfernungen für die Energiefelder keine Rolle spielen.
Dann dachte ich, es sei besser für mich, nur noch Seminare zu besuchen, in denen nicht geprüft wird. Aber es sollte anders kommen. Ich landete bei Rajan Sankaran und einer großen Gruppenprüfung mit Bacillinum.
Ich erlebte das Leben eines Tuberkulosekranken in seiner ganzen Tiefe und Dramatik. Zum ersten Mal war dies eine Prüfung mit fremden Kollegen und über andere Entfernungen. Dieses Phänomen wiederholte sich bei der Latrodectus mactans-Prüfung mit Jonathan Shore in München.
Jonathan Shore war noch in den USA, als ich 3 Wochen vor Seminarbeginn die ersten Prüfungssymptome entwickelte. Auch andere Kollegen prüfen im Vorfeld. Ich würde hier nicht sprechen, wenn es meine alleinige Erfahrung wäre, und es ist gut möglich, dass dieses Phänomen der Vorfeldprüfung in den nächsten Jahren noch zunimmt.
Zum Abschluss einige Worte zur Prüfung mit norwegischem Rohöl und Adamas, unserem Diamanten. Die Rohölprüfung führten wir im Kreis von 25 Frauen im Rahmen einer Homöopathisch/Psychotherapeutischen Fortbildungswoche durch. Wie Hahnemann es seinen Studenten nahe gelegt hatte, verrieben und verschüttelten wir die Substanz wie im Organon angegeben. Ohne Einnahme des Mittels, nur durch die Verreibung entwickelte sich das komplette Arzneimittelbild.
Ich glaube, dass Hahnemann um die tiefe Wirkung der Arzneimittelverreibung wusste und sie deshalb in seinem Erbe, dem Organon, als wichtigen Hinweis hinterlassen hat. Seit dieser Zeit habe ich zum Zweck der Forschung viele Arzneimittel in Gruppen verrieben – immer mit einem wundervollen Ergebnis.
Doch zurück zum Rohöl. Ich habe keinen Unterschied zu Petroleum gefunden, aber es schien, als würde Gaia, Mutter Erde, selbst zu uns sprechen.
Ihr Menschen blutet mich aus!

Das war der Satz, der mich am meisten berührt hat. Ich machte mich auf die Suche nach einer Erklärung und fragte mich selbst, ob das noch Homöopathie ist, was da geschieht.
Aber alles, was ich erlebte, war nur mit und durch die Homöopathie geschehen. Ich fand, allerdings erst nach der Adamas-Prüfung, ein Buch von dem Wissenschaftler James Lovelock. Seine Gaia-Theorie besagt, dass Mutter Erde ein lebender Organismus ist und in einem Selbst-Regulationsmechanismus für das Leben sorgt. Alles ist miteinander verbunden und voneinander abhängig. Je mehr Arten es gibt, umso stabiler ist das System.
Es war der tiefe Schmerz von Abgetrenntsein, der mir während der Adamas-Prüfung den Hinweis gab, dass auch die Erde Schmerz empfindet, wenn wir ihr den Diamanten, eines ihrer ältesten Kinder, wegnehmen.
Auch diesmal habe ich das Mittel nach wochenlanger Vorprüfung eingenommen. Vielleicht kommt Ihnen das seltsam vor, darum möchte ich es gerne näher erläutern. Ich konnte nicht verstehen, warum ich die Prüfungen so intensiv erlebte und hatte das Gefühl, eine richtige Prüfung sei es nur, wenn ich das Mittel eingenommen habe.
Erst dann besitze ich das Recht, in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen. Zudem waren manchmal weder die mentalen noch die körperlichen Symptome aushaltbar. Ich steckte fest und durch die Einnahme des Mittels konnte der Prozess weitergehen. Das ist eine Erfahrung, die ich im Laufe der Jahre machte.
Zum kollektiven Thema unseres Diamanten:
Die Adamas-Prüfung begann exakt in der Zeit, als der Komet Shoemaker-Levy auf den Planeten Jupiter prallte.
Ein kosmisches Spektakel, das weltweit von den Menschen dieser Erde beobachtet wurde. War das ein Zufall oder gibt es kosmische Verbindungen zu den Energiefeldern unserer Arzneimittel?
Kollektiv symbolisiert der Diamant das herrschende materielle Wertesystem unseres Planeten.
In dieser Prüfung wurde deutlich, dass ein Wertewandel notwendig sein wird. Eine zu starke materielle Verhaftung erdrückt die Menschheit.
Ich weiß, wie angreifbar ich bin mit dem, was ich erlebe. Meine Überlegungen und Schlussfolgerungen können subjektiv erscheinen, aber das von mir Erlebte ist für mich Realität und ich möchte zum Abschluss hinweisen auf den letzten Satz des §141 im Organon:
„Er“ , damit meinte Hahnemann den Arzt, der selbst Arzneimittel prüft, „weiß am gewissesten, was er an sich selbst wahrgenommen hat.“
Im gleichen Paragraphen schreibt Samuel Hahnemann über unsere Verantwortlichkeit bei den Arzneimittelprüfungen. Das Wohl der leidenden Menschheit steht hier auf dem Spiel. Ich bin mir meiner Verantwortung sehr bewusst und möchte mit den Worten unseres Meisters schließen:

A U D E S A P E R E

Literatur:

– Rupert Sheldrake, Das Gedächtnis der Natur, Scherz-Verlag
– Rupert Sheldrake, Das schöpferische Universum,
Goldmann-Taschenbuch
– Rupert Sheldrake, Sieben Experimente, die die Welt verändern können,
Scherz-Verlag
– Peter Tompkine/Christopher Bird, Das geheime Leben der Pflanzen,
Sachbuch Fischer
– Karsten Welte, Gespräche mit Rupert Sheldrake, Arun-Verlag
– James Lovelock, Gaia – Die Erde ist ein Lebewesen, Scherz-Verlag


 

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Das Wunder der Verreibung

Schläft ein Lied in allen Dingen
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen
Triffst du nur das Zauberwort
(Joseph von Eichendorf)

Im § 265 Organon schreibt Samuel Hahnemann:

Es ist Gewissenssache für den Arzt, in jedem Fall untrüglich überzeugt zu sein, dass der Kranke jederzeit die rechte Arznei einnehme und deshalb muss er die richtig gewählte Arznei dem Kranken aus seinen eigenen Händen geben, auch sie selbst zubereiten.“

Welche Gründe haben Samuel Hahnemann dazu veranlasst die Herstellung der Arzneimittel selbst vorzunehmen und trotz der dafür erlittenen Verfolgungen dieses Grundprinzip seiner Lehre im Organon weiterzugeben an seine Schüler?

Wir haben es ihm in den letzten Jahren nachgemacht, um den Paragraphen 265 zu verstehen. Dieser Schritt war der Eintritt in ein unbekanntes Land, wir folgten dem Ruf der Heilmittel auf eine große Reise voller Wunder und Erfahrungen. Sie, die Pflanzen, die Mineralien, die Tiere waren unsere einzigen Lehrer und hatten unser ganzes Vertrauen. Diese Reise dauert an, denn schon bei der ersten Verreibung mit Calendula, der Sonnenanbeterin eröffnete sich ein Wissen, das in keiner Materia medica steht. Es schien, als würde der Geist des Heilmittels selbst zu uns sprechen und uns von seinem Wesen und den Symptomen die es heilt, erzählen. Die gut bekannten Heilmittel gaben uns das Vertrauen in unsere Wahrnehmung, denn die körperlichen Symptome konnten wir, genauso wie die Geistes- und Gemütssymptome nachlesen. Später bei unbekannten Mitteln war diese Vorerfahrung eine gute Stütze.

In den letzten 5 Jahren der Forschung mit Arzneimittelverreibungen half uns die Theorie der morphogenetischen Felder die auftretenden Phänomene zu verstehen. Rupert Sheldrake spricht in seinem Buch: Das Gedächtnis der Natur, von energetischen Feldern, die das Wissen seit Anbeginn der Zeit über und um jeden Teil der Natur gespeichert haben. Viele unerklärliche Ereignisse bei großen Gruppenprüfungen lassen sich über diese Theorie erklären. Mit den Verreibungen haben wir einen Zugang, wenn nicht sogar den Schlüssel gefunden, um in diese Wissensbereiche eintreten zu können. Die Verreibungen in Gruppen öffnen uns die Tür zu dem unerschöpflichen Reichtum der Weisheit in unseren Heilmitteln. Sicher wusste Hahnemann um diesen Schatz. Natürlich begegnen wir bei jeder Verreibung unserem eigenen, aber auch dem kollektiven Schatten, was immer wieder eine große Herausforderung ist. Mit jeder Arzneimittelbegegnung werden im Verreiber selbst tiefe Bewusstseins- und Heilungsprozesse ausgelöst. Wir geben diesen Erfahrungen Raum und Zeit. Mit Hilfe biodynamischer Psychotherapie kann die Energie des Heilmittels sich entladen und ihren Weg ins Bewusstsein finden. Oft wird gerade in diesen Prozessen die Zentrale Wahnidee deutlich gemacht.

Auch mit wenig Übung sind tiefe Erfahrungen möglich. Empfehlenswert ist es bei der ersten Verreibung mit einer Pflanze zu beginnen, vielleicht mit Bellis perennis oder Viola tricolor. Sinnvoll ist das Verreiben in einer Gruppe, weil dann, ähnlich einer Arzneimittelprüfung, Sicherheit über die erlebten Erfahrungen und Symptome entstehen. Die Gruppendynamik vertieft das Erleben und die energetischen Prozesse.

Unsere Heilmittel sprechen zu uns über Geistes- und Gemütssymptome, körperliche Symptome, Empfindungen, Erinnerungen, innere Bilder und Träume. Die Dauer der Verreibung beträgt eine Stunde und erfolgt exakt nach den Angaben im Organon. Wir verreiben in großen Porzellanschalen mit 25 cm Durchmesser.

Die Gruppengröße kann variieren. In der Hamburger Arbeitsgruppe sind in der Regel 15 bis 20 Personen beteiligt, manchmal mehr. Je größer die Gruppe ist, umso intensiver ist das Energiefeld, das entsteht. Wir arbeiten drei bis fünf Tage an einem Mittel, um es zu erschließen. Die Verreibungen finden im Rahmen der homöopathischen Ausbildung statt, aber auch in kleineren Gruppen mit erfahrenen Kollegen, die neugierig sind und Lust am Abenteuer haben.

In den ersten zwei Jahren haben wir vorwiegend bekannte Heilmittel verrieben. Danach, mit genügend Erfahrung, hatten wir den Mut, auch unbekannte Heilmittel zu verreiben: Falco cherrug (Sakerfalke) Columba palumbus (Ringeltaube), Threskiornis aethiopica (der heilige Ibis) sind bereits 1996 in den Homöopathischen Einblicken Nr.28 veröffentlicht.

Cygnus olor (der Höckerschwan) wurde im März 1997 von 19 Personen (18 Frauen und 1 Mann) verrieben. Den Teilnehmern des Seminars war das Mittel nicht bekannt. Verrieben wurde von der C 2 bis in die C 4, täglich eine Stunde. Die Schwanenfedern (von drei Federn wurden Teile abgeschabt, bzw. abgeschnitten) stammen aus der Schwanenpflegestation am Mühlenteich in Hamburg. An diesem Teich überwintern alle Hamburger Schwäne, sie werden im Frühling vom Schwanenvater wieder in ihre ursprünglichen Reviere gebracht. (Es war nicht mehr nachvollziehbar, von welchen Tieren die Federn stammten). Da die Verreibungen keine ordentlichen Arzneimittelprüfungen sind, und diese auch nicht ersetzen können, möchte ich die Erfahrungen und Erlebnisse als Thementeile zusammenfassen. Die Verreibungen dienen ausschließlich der Forschungsarbeit und sind keine Konkurrenz für den Apotheker.

Cygnus olor
Der Schwan ist seit frühesten Zeiten ein Symbol des Lichts, der Reinheit und der Anmut, genau wie die Farbe Weiß Reinheit, Vollkommenheit und Licht versinnbildlicht. Weiß stand dem Absoluten, dem Anfang wie dem Ende sowie deren Vereinigung nahe und wird daher häufig bei Geburts-, Hochzeits-, Initiations- und Todesriten verwendet. Weiß ist aber in anderen Kulturen, wie bei uns schwarz, die Farbe der Trauer.

Weißgekleidet wie der Schwan werden Engel und Heilige dargestellt. Schneeweiß sind die Kleider der Bräute, der Erstkommunionkinder, der Klosterkandidatinnen, es ist Symbol für Unschuld und Jungfräulichkeit. Zeus umarmte Leda in Schwanengestalt, weiße Schwäne ziehen den Wagen von Apoll, dem Lichtgott. Aphrodite und Artemis werden auf Darstellungen gelegentlich von Schwänen begleitet. Nach griechischem Glauben besaß der Schwan die Fähigkeit wahrzusagen. „Es schwant mir“ ist heute noch im deutschen Sprachgebrauch zu finden, wenn unsere Intuition oder Weissagungskraft ins Leben dringt.

Auch in der germanischen Mythologie steht der Schwan in enger Beziehung zu den Gottheiten. Er wies den Schiffern den Weg, auch dem Totenschiff, welches die Seelen in eine andere Welt brachte. Der Schwan hielt Verbindung mit dem Reich der finsteren Hel, der Totengöttin. Auf Rügen übernahm der Schwan die Rolle des Klapperstorchs und brachte die Babys. An diesen wenigen Sätzen ist zu erkennen, dass Schwäne ein weit verbreitetes Motiv in Geschichte und Mythologie sind. In der volkstümlichen Denkweise ist der Schwan vor allem ein Wandlungssymbol, dazu passt sehr gut das Märchen „Das hässliche junge Entlein“ von Hans Christian Andersen.

Schwäne sind sich ein Leben lang treu. Die Paarungszeit der Schwäne beginnt im Winter. Ihr Liebesspiel zeichnet sich durch große Zärtlichkeit aus. Mit strahlend weißem Gefieder aufgeplustert wiegen sie sich im Liebestanz. Die Schwanendame bestimmt, wann sie für die Paarung bereit ist. Der Schwanenmann darf dann während des zärtlichen, lang andauernden Vorspiels ihren Hals mit seinem überkreuzen. Dieses liebevolle sich annähern und dann doch wieder warten müssen bis sie bereit ist, ist ein reizvolles Schauspiel, bei der die Rücksichtnahme des Schwanenmannes auf den Rhythmus und die sexuelle Erregung der Schwanenfrau deutlich wird.

Die noch einjährigen braunen Männchen haben es schwer, eine Geliebte zu finden, denn die Schwanendamen reagieren sehr auf optische Merkmale, so dass die Imponierhaltung mit den gelüfteten Flügeln und den gespreizten Halsfedern eine zentrale Rolle bei der Partnerwahl spielt.

Schwäne verfügen, wie die meisten Wasservögel, über einen außerordentlichen Gesichtssinn. Außerdem über ein umfangreiches Stimmrepertoire, ihrer Gemütslage entsprechend verständigen sie sich mit drohenden Zischtönen, zärtlichen Kontaktlauten, leisen Locktönen und Erregungslauten.

Entscheidend für die soziale Stellung eines Schwans ist seine Stärke. Die Männchen demonstrieren mit eindrucksvollen Gesten, wie mit dem übermütigen Baden oder dem „Flügeln“ ihre Kraft.

Im Mittelalter diente das Abbild der Schwäne als Wappentier. Bei der damaligen Armut und Hungersnot war das Fleisch eine schmackhafte und gute Ergänzung auf dem Speiseplan (Schwäne gehören zu den Entenvögeln). Am englischen und preußischen Königshof genossen die bis dahin selten gewordenen weißen Schwäne den Status eines unantastbaren, geschützten Wesens, dessen Zucht ein Privileg des Hochadels war.

Der Artenname Cygnus entstammt der griechischen Mythologie. Kygnus trauerte um seinen Freund Phaethon, dem Sohn des Sonnengottes Helios. Dieser kam bei einem Ausflug mit dem Sonnenwagen der Erde zu nah und stürzte durch Helios Zorn hinab. Kygnus verwandelte sich in einen Schwan, sein Klagen wurde als Schwanengesang berühmt.

Verewigt wurde der Schwan als Sternbild, der Seefahrern und Astrologen gleichermaßen diente. Aber auch noch andere Mythologien drehen sich um den Schwan. Darauf möchte ich nicht näher eingehen, aber die Themen sind Kampf, Tod und Verwandlung.

Die Begegnung mit dem Schwanenwesen war erst geprägt von einer großen Freude und Leichtigkeit. Begegnen sich doch in diesem Wasservogel symbolisch Uranus, der Gott des Himmels und Neptun, der Gott des Meeres. Kann ein anderer Vogel so tief in das Dunkel des Wassers tauchen wie der Schwan?

Ein Hauptthema war Liebe und Sexualität. Die nicht verstandene Sexualität der Frau würde ich als Überschrift unter unseren Schwan setzen.

Eine Verreiberin, die von ihrem Ehemann brutalst misshandelt worden war und jetzt allein lebte, sagte mit tiefer Sehnsucht in der Stimme „Ich möchte meinem Seelenpartner begegnen und bei ihm so sein können wie ich bin und auch genau so geliebt werden. Die Suche nach dem Seelenpartner war nur ein Thementeil, der andere war die sexuelle Begegnung. Verweigerung und Ablehnung der Sexualität durch den männlichen Lebenspartner bzw. Ehemann. Grobe Sexualität durch Männer, sexueller Missbrauch an Kindern und Kinderpornographie waren schwer zu konfrontierende Themen in dieser Gruppenverreibung.

  • Traum einer Teilnehmerin: „Mein Ex-Freund ist zu einem Besuch gekommen. Wir reden über unsere Vergangenheit. Ich weiß, warum er bei mir ist. Er will Sex, aber ich will nicht. Ich kenne seinen Sex, das hat mit Liebe nichts zu tun. Er ist im Bett nur plump, selbstsüchtig und auf seinen eigenen Vorteil aus. Ich brauche mehr Gefühle um mich einzulassen. Nicht nur meine eigenen Gefühle, ich möchte auch spüren, dass mein Partner mit seinem ganzen Herzen dabei ist. Er ist nicht in der Lage, emotional, sexuel, oder intellektuell auf mich einzugehen.“
  • Eine Teilnehmerin erlebte sich in einem Reinkarnationsprozess. (Sollten Sie sich dieser Idee nicht öffnen können, dann werten Sie diese Erfahrung einfach als Traum.) Sie sah sich selbst liegend auf einem Pferdewagen und sie verlor ihr Kind, es starb unter der Geburt. Wir hatten jetzt das Reich der Totengöttin Hel betreten.
  • Eine andere Teilnehmerin erlebte ebenfalls einen Geburtsprozess. Sie war das Neugeborene und ihre Mutter hatte unter der Geburt das Leben verloren.
  • Das dritte Reinkarnationserlebnis erinnert sehr an den Mythos von Kygnus und Phaethon: Die Kollegin war in einem tiefen Prozess und flog als Soldat im Krieg über das Land. Das Flugzeug stürzte brennend ab und die ganze Erde brannte, das Land um sie war schwarz und versengt. So muss das Land nach dem Absturz des Sonnenwagens ausgesehen haben.

Vielleicht klingen diese Erfahrungen schrecklich, aber es gibt einen Regulationsmechanismus, der es den Verreibern ermöglicht, nach solch tiefen Erfahrungen wieder glücklich und bereichert das Seminar zu verlassen.

Traumthemen
– Erotische Träume
– Farbe weiß
– Fliegen
– Tauchen
– Hellsichtige Träume
– Angst vor Einbrechern
– Angst bestohlen zu werden
– Männer, die ihre Frauen nicht lieben können
– Große Anstrengungen
– Furcht vor Menschenmengen
– Unter Wasser sehen und atmen können
– Verstorbene
– Verbrennungen
– Tod und Sterben
– Zerbrochenes Glas
– Reisen
– Friseur
– Impotenz
– Schnee
– Revierkämpfe
– Hunde
– Geld
– um Geld betrogen werden
– Tiere
– Wasser
– Wasser kommt durch die Zimmerdecke
– Tod auf Reisen
– Beerdigungen
– Sissi, die österreichische Kaiserin

Körperliche Symptome
– Rheumatische Schmerzen in allen Muskeln
– Schmerzen im linken Schultergelenk
– Beschwerden mit den Nasennebenhöhlen, Absonderungen von blutigem Schleim
– Nackenverspannungen
– Trockene Schleimhäute
– Hautausschläge juckend, rot und schuppend
– Blähungen
– Blasendruck
– Häufiges Wasserlassen

Entsprechungen aus Kunst und Kultur
Film: „Drei Farben Weiß“ von Krzysztof Kieślowski
Ballett: “Schwanensee”
Märchen: “Frau Holle”
Musik: „You light up my life” von Debby Boone

In den Tagen um das Seminar kam eine Patientin mit einer Bronchitis, während eines grippalen Infektes. Sie hatte seit zwei Wochen einen sehr unangenehmen Husten und seit drei Tagen Temperaturen um 38,5 Grad Celsius. Sie wirkte sehr traurig und war auch ganz schwarz gekleidet. Sie erzählte mir von einem Traum: „Ich gehe in ein Zimmer und alles in diesem Zimmer ist strahlend weiß. In der Mitte des Raumes stand eine weiße Nähmaschine. Alles schien nur darauf zu warten, dass ich endlich mit meiner kreativen Arbeit beginne.“ Das langjährige Problem dieser Patientin war, dass der Lebenspartner ihr seit mehr als 10 Jahren den sexuellen Kontakt verweigerte. Darunter litt sie sehr.

Natrium muriaticum, Sepia und Medorrhinum hatten ihr sehr gut getan, schienen mir aber für diesen grippalen Infekt nicht angezeigt. Ich verordnete Cygnus olor in einer C 30. Nach einer Erstverschlimmerung mit Temperaturen um 40 Grad Celsius genas die Patientin innerhalb weniger Tage.

Oscillococcinum / Anas barbariae (Herz und Leber der Ente) ist als Grippemittel bewährt. Ich habe leider keine Arzneimittelprüfung darüber gefunden. Ein Vergleich mit unserem Schwan könnte aber interessant sein.


 

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